Weinverschlüsse gibt es viele, aber Kork ist immer noch der favorisierte Weinverschluss weltweit. Rund 80 Prozent aller Weine landen in Flaschen, die mit Naturkork verschlossen sind. Aufgrund des Problems mit „Korkschmeckern“ sowie der rückläufigen Anzahl der Korkeichen entwickelte der Weinsektor bereits vor Jahren alternative Verschlüsse. Glasstopfen, Synthetikkorken und Co. haben es jedoch schwer. Allein dem Schraubverschluss ist es gelungen, immer öfter den Weg auf die Flasche zu finden. Aber nach wie vor haftet ihm ein gewisses „Billig-Wein-Image“ an.
Naturkork ist an sich der optimale Verschluss für Weinflaschen. Etwas 90 Prozent des Korks bestehen aus mit Luft gefüllten Einschlüssen. Dies hat zur Folge, dass sich der Kork sehr gut in die Flasche drücken lässt und dennoch hervorragend abdichtet. Dabei verschließt der Korken den Wein aber keineswegs luftdicht: Ein minimaler Austausch mit der Umgebungsluft lässt den Wein reifen und wirkt so reduktiven Tönen entgegen. Genau diese geringe und hilfreiche Dosis Sauerstoff ist mit alternativen Verschlüssen so schwer zu hinzubekommen. Aber wie bekommt Kork einen „Korkfehler“ oder auch „Korkschmecker“? Ist die Korkrinde vom Baum geschält, kann Feuchtigkeit dafür sorgen, dass der Kork zu schimmeln anfängt. Ein Abbauprodukt dieses Schimmels ist der chemische Stoff TCA (2,4,6-Trichloranisol), mit anderen Worten: „Kork“. Aber nicht nur durch Schimmel entsteht TCA, auch der Kontakt mit Chlor lässt den Kork korkig werden. Dies kann zum Beispiel durch zu chlorhaltiges Wasser bei der Reinigung der Korken entstehen.
Noch vor rund 20 Jahren hatten bis zu 30 Prozent aller produzierten Korken eine TCA-Infektion und wanderten unerkannt in Weinflaschen in aller Welt. Natürlich gab und gibt es Qualitätsunterschiede bei den Produzenten, aber bis heute lässt sich ein fehlerhafter Korken nicht hundertprozentig ausschließen. Die Gefahr ist also noch nicht gebannt. Allerdings existiert seit 1999 eine speziell entwickelte Analysemaschine, mit der die Produzenten fehlerhafte Korken identifizieren können. Natürlich setzt nicht jeder dieses teure Instrument ein, doch hat sich die Fehlerquote seit Einführung der Analyse auf rund 10 Prozent reduziert. Bei Weinen, die eine gute Lagerfähigkeit und ein damit verbundenes Entwicklungspotential versprechen, ist die Weinwelt nach wie vor auf den Naturkork-Verschluss. Doch ist diese Präferenz noch lange kein Grund dafür, von alternativen Verschlüssen ganz abzusehen: Nur ein Bruchteil aller verkauften Weine sind für eine längere Lagerung im Keller gedacht. Und selbst die Weine mit guter Lebenserwartung trinken wir häufig viel zu früh – da kann der Weinkorken gar nicht seinen Vorteil ausspielen.
Bei Alltagsweinen kann man den Schraubverschluss nehmen. Schlichtweg, da das Risiko eines Korkschmeckers praktisch ausgeschlossen ist. Mit „Billigweinen“ hat dieser Verschluss rein gar nichts zu tun. Dieser große Kratzer im Image des Schraubverschlusses stammt noch aus der Zeit, da er vorwiegend bei günstigen Supermarktweine anzutreffen war. Doch spielen bei dem Vorbehalt gegen alternative Verschlüsse auch kulturelle Gründe eine große Rolle. Es ist eben ein gewisses Ritual Weinflaschen mit einem Korkenzieher zu öffnen. Und dieser Kork muss für viele Weinfreunde ein Naturprodukt sein. Insbesondere in traditionellen Weinländern wie Frankreich, Spanien, Portugal und auch Italien haben Schraubverschlüsse oder auch Synthetikkorken einen extrem schweren Stand.
Naturkork wird aus den Rinden der Korkeiche hergestellt. Bereits seit Jahrhunderten dient Kork zum Verschließen von Weinflaschen und noch heute sind rund 80 Prozent aller Weine mit Naturkork verschlossen. Vorteil: Naturkorken lassen sich bestens in den Flaschenhals pressen und dehnen sich dort wieder aus. Dadurch entsteht ein sehr dichter Verschluss, der aufgrund seiner Porosität immer noch einen minimalen Austausch mit der Außenluft zulässt und somit den Reifeprozess von Weinen ermöglicht. Nachteil: Naturkorken sind anfällig auf Korkschmecker (TCA). Diese machen den Wein untrinkbar und zwar unwiderruflich. Da infizierte Korken gesunde Korken „anstecken“ können, kommt es nicht selten vor, dass gleich mehrere Flaschen aus einer Abfüllung mit dem Korkfehler behaftet sind.
Presskorken sind eine preisgünstige Alternative zu Naturkorken. Sie werden aus Korkgranulat hergestellt und mit Hilfe spezieller Bindemittel in Form gepresst. Vorteil: Presskorken sind den Naturkorken in ihrer Eigenschaft extrem ähnlich und kosten deutlich weniger. Nachteil: Auch diese Korken sind anfällig für Fehler. Durch die winzigen “Korkschredder” ist die Oberfläche sogar noch größer und so steigt auch das TCA-Risiko. Zudem stellte man fest, dass auch die eingesetzten Bindemittel einen negativen Einfluss auf die sensorische Wahrnehmung der Weine haben können.
Schraubverschlüsse bestehen aus Aluminium und kommen seit den 1970er Jahren auch bei Weinen zum Einsatz. In Europa haftet ihnen immer noch ein Negativ-Image an, da man sie lange nur bei Weinen niedriger Qualität verwendete. Vorteil: Korkfehler sind beim Schraubverschluss praktisch ausgeschlossen, es sei denn, der Wein hat sich bereits im Herstellungsprozess mit TCA infiziert (zum Beispiel durch unsachgemäß gelagerte Pappe im Keller). Weine unter Schraubverschluss sind zudem sehr einfach und ohne Hilfsmittel zu öffnen und wieder zu verschließen. Nachteil: Aufgrund des fehlenden Sauerstoffkontakts treten bei längerer Lagerung mitunter reduktive Töne im Wein auf.
Die meisten Synthetikkorken werden aus lebensmittelgeeignetem Kunststoff hergestellt. Allerdings existieren auch so genannte „Bio-Korken“, die beispielsweise aus Zuckerrohr hergestellt werden. Vorteil: Synthetikkorken kommen Naturkorken sehr nahe. Sowohl im Aussehen als auch in Bezug auf das Ritual den Korken aus der Flasche zu ziehen. Zudem ermöglichen auch sie einen geringen Austausch mit Sauerstoff. Nachteil: Bei längerer Lagerung bergen künstliche Korken die Gefahr, Fremdaromen an den Wein abzugeben. Bei Kunststoff-Korken wurde schon ein chemisch wirkender Eindruck beobachtet.
Die Glaskorken erinnern an einen klassischen Weinstopfen. Ein Ring aus Kunststoff im Übergang von Glaskorken zur Glasflasche hält den Wein dicht. Wein dicht. Vorteil: Glaskorken sind komplett geruchs- und geschmacksneutral. Zudem verschließen sie den Wein hermetisch und vermeiden somit die Oxidation des Weines Nachteil: Auch hier können reduktive Töne entstehen, da der Wein keinerlei Sauerstoffkontakt hat. Zudem sind Glaskorken sehr teuer – nicht zuletzt, da sie wegen der Bruchgefahr manuell in die Flasche eingebracht werden müssen.
Der Weisheit bester Weinverschluss ist also nicht so einfach zu finden. Und vielleicht geht es dabei zu oft um den Weintrinker und nicht den Wein. Für unsere Alltagsweine mit überschaubarer Lagerungszeit ist der Schraubverschluss sicherlich eine sinnige Alternative. Bei Weinen, die ihre Zeit im Keller brauchen, um uns ihre beste Seite zu zeigen, wird dem Weinfreund aber nach wie vor zum Naturkork geraten
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